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Kristalltuff

Wie es dazu kam



Geboren wurde ich im schlechten Nachkriegsjahr 1947, schon zur Kugelform neigend, als Neunpfünder. Geburtsort war die Wohnung meiner Eltern, eines Chemnitzer Schulhausmeisterehepaars, von deren Fenstern aus man schon auf das klassische Fundgebiet von Rhyolithkugeln in Chemnitz-Furth blicken konnte. Zwei Jahrhunderte war das als solches schon bekannt, denn auf dem ehemaligen Anwesen des sächsischen Edelgesteininspektors David Frenzel in der Chemnitzer Innenstadt fanden sich bei Bauarbeiten Stücke jener Kugeln.

Die Schule, also mein Geburtshaus, hatte noch vor einem halben Jahrhundert eine geologische Sammlung. Ihr Verwalter, der Chemnitzer Lehrer und Paläobotaniker Georg Mayas verschaffte mir noch im Vorschulalter einen ersten Kontakt mit den vulkanischen "Bomben", wie sie nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder kannten und sammelten.

Nicht das ganze Leben hindurch bin ich diesen ästhetisch anmutenden Gebilden zur Seite und treu geblieben. Aber sehr nah war ich beim Studium der Mineralogie an der Bergakademie Freiberg und manchmal während der 34jährigen Tätigkeit an dieser Einrichtung. Ein nachzulesendes Produkt ist das Freiberger Forschungsheft zur Minerogenie der Gesteinsgläser im sächsischen Raum, in dem auch die Rhyolithkugeln nicht zu kurz kommen. Darin verweise ich u.a. auf einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten vulkanischer Gläser, dem Auftreten der Rhyolithkugeln und den Vorkommen von silifizierter organischer Substanz.

Dass Chemnitz gerade mit seinem Versteinerten Wald, seinem zu Hornstein verkieselten Waldboden und durch die Achate von Altendorf und Rottluff geologische Kleinode beherbergt, ist bekannt. Im April 2006 hat der Stadtrat auf Initiative des Freundeskreises des Museums für Naturkunde e.V. beschlossen zu beantragen, den Versteinerten Wald von der UNESCO zum Weltnaturerbe (heute mit Weltkulturerbe zu Welterbe zusammengelegt) erklären zu lassen. Wenn auch die Rhyolithkugeln nur zum Umfeld gehören, sind sie doch gern gesehene Trittbrettfahrer, denn die Fragen nach Herkunft, Transport und Ablagerung der Kieselsubstanz steht sowohl hier als auch da.


Einige Jahre war ich Umweltpolitischer Sprecher einer Stadtratsfraktion in Chemnitz. Hier hatte ich Gelegenheit, aus dem Oppositionsverständnis heraus mich intensiv mit der Löslichkeit der Schlacken von Müllverbrennungsanlagen zu befassen. Kaum zu glauben, dass es hinsichtlich der chemischen Instabilität dieser doch kritisch zu sehenden Abprodukte enge Beziehungen zur Herkunft von Kieselsäure aus vulkanischen Gläsern gibt.

Noch ein Gedanke: Mit geschärftem Blick auf äquivalente Formen, wie sie bei den Ryolithkugeln auftreten, kann man auch auf andere natürliche Erscheinungen verweisen. Ohne Eulen nach Athen zu tragen - Eisentongeoden können ganz ähnlich aussehen. Auch die hässliche Hohlherzigkeit bei Kartoffeln bringt ebensolche Formen. Mag sein, dass ich deswegen begann, Kartoffelschäler (für Sachsen: die Geräte, nicht die Schalen) zu sammeln, was ich hier als persönliche Schleichwerbung kundgetan habe.

Nachdem ich wider Erwarten zu mehr Zeit gekommen bin, stelle ich mein aufgestautes Wissen über die elektronische Schiene der Öffentlichkeit zur Verfügung in der Hoffnung, den einen oder anderen Diskussionspartner zu finden.