Von Frieder Jentsch, Chemnitz Vortrag im Museum für Naturkunde Chemnitz am 18.10.2006, Vortragssaal des DAStietz
Ein Überblick über die gegenwärtig gängigen Analysenmethoden und deren computergestützten Auswertehilfen bewirkt bei dem Uneingeweihten nicht nur Staunen, sondern auch Ehrfurcht vor dem wissenschaftlichen Instrumentarium. Einzelne Zahlen und Werte, wie auch immer sie entstanden sind, stehen stellvertretend für ganze Felder der genetischen Interpretation, die mit dem Argument der wissenschaftlichen Dokumentkraft definiert und handhabbar gemacht werden. Der Fortschritt ist zweifelsohne unverkennbar, auch wenn Theorie und angetroffener Sachverhalt nicht unbedingt übereinstimmen müssen und weiterer Klärungsbedarf gegeben ist. Bei Untersuchungen der mineralischen Reaktionen an submarinen Austritten von hydrothermalen Lösungen im Bereich des mittelatlantischen Rückens steht im Zusammenhang mit der Palagonitbildung die Aussage, dass "das Ergebnis der theoretischen Berechnung nicht vereinbar mit der Realität," sei [1]. Die Natur bietet uns außerordentlich komplizierte Wirkmechanismen an, die nicht ohne Aufwand schlüssig erklärt werden können, aber dennoch funktionieren. Das Wasser fließt unter irdischen Bedingungen nach wie vor nach unten, aber wer kann ohne weiteres ein mathematisches Modell dafür vortragen? Man hilft sich im Zweifelsfall über gedankliche und gegenständliche Modelle, indem man einen Vorgang vereinfacht nachvollzieht, um sich so an die Lösung des Problems heranzutasten. Viel zu sehr sind wir geneigt, Erscheinungsformen in ein genetisches Schem zu passen und wundern uns dann, wenn an anderer Stelle gleiche Befunde ganz und gar nicht mehr in unser liebgewonnenes Bild passen. Möglicherweise ist hier der Gedankenansatz hilfreich, dass mehr aus verschiedenen Prozessen heraus gleiche physikochemische Zustände entstanden sein könnten und ein Sowohl-als-Auch denkbar ist. Beispiele dafür gibt es genügend, hier passen vielleicht die paragenetischen und assoziativen Zusammenhänge der Mineralisationen in den Rhyolithkugeln und in der hydrothermalen Uran-Quarz-Karbonat-Abfolge, wie sie auch im Erzgebirge auftritt, oder das Vorkommen von Rhyolithkugeln in Laven, subvulkanischen Körpern und Ignimbriten. |
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